„Frauengeschichten“ in der Gersthofer CSU

Frauen in politischer Verantwortung
Im Jahr 1946 war die Gründung des CSU-Ortsverbandes Gersthofen eine reine Männersache. Namen über „Frauen der ersten Stunde“ lassen sich in den Unterlagen über die ersten Aufbaujahre nicht finden. Erst im Jahr 1955 taucht der Name Anna Scheidler als 2. Schriftführerin in einem Protokoll auf.
Auch bei den ersten Gemeinderatswahlen in den Jahren 1946 und 1948 fehlten noch CSU-Kandidatinnen auf den Stimmzetteln. Erst im Jahr 1952 schaffte es die Ärztin Dr. Therese Liebl für eine Amtsperiode in den Marktgemeinderat gewählt zu werden. Vier Jahre später kandidierte im Jahr 1956 Therese Doerfler, allerdings ohne Erfolg.

Rückschritt: Bei der Wahl 1960 nur „Männer des Fortschritts“ gefragt
Gar keine Rolle spielten die Frauen bei der Kommunalwahl 1960 bei der Gersthofer CSU. So ist auch der damalige CSU-Plakatslogan „Männer des Fortschritts in dieses Rathaus“ zutreffend erklärbar. Den Christsozialen war es damals nicht gelungen, Frauen mit Interesse für die Rathauspolitik zu gewinnen.

Mit Ortrud von Willert endete Durststrecke nach elf Jahren
Nach genau elf Jahren seit dem Ausscheiden von Dr. Therese Liebl im Jahr 1956 war im Juli 1967 dann die reine Männerherrschaft im Marktgemeinderat beendet. Der damalige neue Bürgermeister Karl J. Weiß konnte bei seinem Amtsantritt zeitgleich erstmals auch die neue Anrede „Meine Dame und Herren“ gebrauchen. Die als Dame gemeinte „Frau Kollegin“ war Ortrud von Willert, die für den zum Bürgermeister gewählten Karl J. Weiß in den Marktgemeinderat nachrückte.

Ortrud von Willert setzte alle Hebel in Bewegung, um nicht auf Dauer als weibliche Einzelkämpferin unter den vielen Männern im Rathaus auf sich allein gestellt zu sein. Erster Schritt dazu, um mehr Frauen für die Politik und die politische Arbeit zu gewinnen, war dann im Jahr November 1973 die Gründung der Frauen-Union Gersthofen. Schon bei den Stadtratswahlen 1978 zahlte sich der Einsatz der Frauen-Union aus. Von den vier CSU-Kandidatinnen schaffte neben Ortrud von Willert auch Brigitte Hahnel aus dem Stadtteil Hirblingen den Einzug in den Stadtrat.

Keine Alibi-Frauen, sondern Stadträtinnen mit Herz und Verstand
Spätestens ab dieser Zeit gilt in der CSU Gersthofen der Begriff von der Alibifrau in der Politik nicht mehr. „Frauen sind in der Politik unverzichtbar, weil sie die Anliegen der Frauen und die sozialen Aspekte besonders vertreten, auch ein bisschen Charme in die Politik bringen und weil sie mit gesundem Menschenverstand entscheiden“, begründeten die CSU-Frauen mit zunehmendem Erfolg in einer Wahlwerbung die Notwendigkeit ihrer Vertretung in der Kommunalpolitik. 

In der Wahl im Jahr 1984 folgte auf Ortrud von Willert dann Rosi Lemberger als neue Kollegin von Brigitte Hahnel. Aus sechs Kandidatinnen steigerten Rosi Lemberger, Sylvia Fiedler (neu) und Brigitte Hahnel im Jahr 1990 den Anteil der CSU-Stadträtinnen auf die Zahl drei. Eine weitere Steigerung gab es dann im Jahr 1996 mit den nun vier Stadträtinnen Sylvia Fiedler, Sonja Geistbeck (neu), Rosi Lemberger und Rosa Mayer (neu). Als Nachrückerin kam in der Wahlperiode 1996 bis 2002 noch Ingrid Paul dazu.

Auch ab der Wahl 2020 ist die CSU-Fraktion zu einem Drittel weiblich
In den beiden Wahlen in den Jahren 2002 und 2008 sicherten sich ohne jegliche Quotenregelung die CSU-Frauen jeweils fünf Stadtratsmandate. Ab 2002 waren dies Rosa Mayer, Sylvia Heckl-Fiedler, Julia Romankiewicz (neu), Ingrid Grägel (neu) und Ingrid Paul. Sylvia Heckl-Fiedler wurde im Jahr 2002 zur dritten Bürgermeisterin gewählt. Im Jahr 2008 wurden Rosa Mayer, Ingrid Grägel, Johanna Aman (neu), Sandra Meitinger (neu) und Julia Romankiewicz-Döll gewählt.  Bei der Wahl im Jahr 2014 schafften Ingrid Grägel, Johanna Oehler und Sandra Meitinger den Sprung in den Stadtrat. Seit der Wahl im Jahr 2020 gehören Ingrid Grägel, Susanne Kirner (neu) und Sandra Meitinger der CSU-Fraktion an. Ein Drittel der aktuellen Fraktion ist somit weiblich. Sandra Meitinger ist seit dem Jahr 2014 stellvertretende Fraktionsvorsitzende.

Kreisrätinnen, stellvertretende Landrätin und Kandidatin für den Landtag

Im Kreistag des Landkreises Augsburg waren bislang die Gersthofer CSU-Frauen Marianne Honikel von 1984 bis 1996 und Sonja Geistbeck von 1990 bis 2002 als Kreisrätinnen vertreten. Von 1996 bis 2002 amtierte Sonja Geistbeck auch als stellvertretende Landrätin. Sie hatte als erste Frau überhaupt dieses Amt inne.
Sonja Geistbeck kandidierte auch als Listenkandidatin für den Bayerischen Landtag. In der Wahl im Jahr 1990 reichte es trotz eines hervorragenden Stimmenergebnisses leider nur zum ersten Nachrückplatz. Dieser war äußerst undankbar, da sich in der gesamten Legislaturperiode kein einziger Nachrückbedarf ergab.

CSU-Frauen in Stadt und Land in führenden Parteiämtern

Seit vielen Jahren gehören als selbstverständlich Frauen zum „Führungspersonal“ in der Gersthofer CSU. Beispiele sind hierfür Rosi Lemberger (12 Jahre), Rosa Mayer, Sandra Meitinger und Michaela Rogg als stellvertretende Ortsvorsitzende.
Auf Kreisebene bekleideten Marianne Honikel und Sonja Geistbeck als stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende wichtige Ämter. Ergänzend dazu standen Marianne Honikel, Sonja Geistbeck und Elke Polster an der Spitze der Frauen-Union im Landkreis Augsburg. Auch Claudia Stöhr übernahm als Gersthoferin mehrere Jahre lang als Vorsitzende die Leitung der Landkreis-Arbeitnehmer Union (CSA).