Novum in der Finanzgeschichte Kein ausgeglichener Haushalt
Kein ausgeglichener Haushalt
Novum in der Finanzgeschichte der Stadt Gersthofen: Kein ausgeglichener Verwaltungshaushalt. Nur ein Schönheitsfehler oder Anzeichen kränkelnder Finanzen?
Ich kann mich in den letzten fünfzig Jahren nicht daran erinnern, so Karl-Heinz Wagner, Stadtrat und ehrenamtlicher Referent für Haushalt und Finanzen, dass irgendwann ein Haushaltsjahr mit einem nicht ausgeglichenen Verwaltungshaushalt abgeschlossen hat. Im Haushalt des Jahres 1972 konnte die damals nicht gerade reiche Stadt Gersthofen immerhin den Vermögenshaushalt mit 980 000 Mark als Überschuss aus dem Verwaltungshaushalt bedienen.
Die den Mitgliedern des Finanz- und Ordnungsausschusses vorgelegte „Jahresrechnung 2024“ ergibt im Verwaltungshaushalt anstatt eines erwarteten Überschusses in Höhe von 3.320.000 Euro ein Minus in Höhe von 114.287 Euro.
Übrigens, im Verwaltungshaushalt gilt das geläufige Deckungsprinzip, dass die Einnahmen des Verwaltungshaushalts dessen Ausgaben decken müssen. Dies ist in Gersthofen im Haushaltsjahr 2024 nicht möglich. Als Besonderheit in der einst so reichen Stadt Gersthofen muss also ein Ausgleich mit einer Entnahme aus dem Vermögenshaushalt erfolgen. Da stellt sich die Frage: Die Einnahmen im Verwaltungshaushalt in Höhe von 90,8 Mio. Euro reichen allein nicht aus, um die aus dem öffentlichen Auftrag der Daseinsvorsorge ergebenden Aufgaben zu erfüllen?
Es ist vor allem die Differenz an Einnahmen in Höhe von 9,7 Mio. Euro aus dem Ergebnis von „Steuereinahmen abzüglich Umlagen“ in Höhe von 34,7 Mio. Euro gegenüber dem Ergebnis des Jahres 2023 in Höhe von 44,4 Mio. Euro. Hauptursache für den Einnahmenrückgang ist vor allem die Abweichung bei der Gewerbesteuer.
Das Gewerbesteuerergebnis des Jahres 2023 betrug 44,3 Mio. Euro, der Planansatz für 2024 war 43,5 Mio. Euro, das enttäuschende Ergebnis für die Stadtkasse schließlich nur 35,1 Mio. Euro.
Die Erwartungen aus dem Haushaltsplan 2024 konnten im Haushaltsverlauf nicht erfüllt werden; die geplante Zuführung zum Vermögenshaushalt blieb aus und aus den Rücklagen wurden 16,7 Mio. Euro entnommen. In dieser Höhe wohl letztmalig.
Zum 31.12.2024 gab es noch einen Rücklagenrest in Höhe von 5,9 Mio. Euro. Dieser wird in den Haushalt 2025 einfließen. Dann sind die „Rücklagen“ auf null gestellt. Zur Info: Im Jahr 2017 war z.B. ein Rücklagenhöchststand noch 72,9 Mio. Euro.
Interessante Zahlen aus dem Haushaltsergebnis 2024:
Sächlicher Verwaltungs- und Betriebsaufwand (für Bewirtschaftungs- und Unterhaltskosten für Gebäude und Grundstücke, Straßen und Wege, Grünanlagen, Sportanlagen, Spiel- und Bolzplätze, Kanalnetz, Fahrzeuge, Geschäftsausgaben)
Ergebnis 2024 28,2 Mio. Euro (Ergebnis 2023 24,9 Mio. Euro)